Eduard Rikli, Repower, Präsident des Verwaltungsrats seit 2010

Eduard Rikli ist seit Januar 2010 Präsident des Verwaltungsrats der Repower und als solcher Mitglied des 4-köpfigen Verwaltungsratsausschusses. Er ist einer der 6 durch den Kanton Graubünden nominierten Mitglieder. Unter seiner obersten Leitung erlitt der Bündner Energiekonzern einen bemerkenswerten, nicht zuletzt durch die Führung verschuldeten Niedergang. Sein Vorgänger an der Spitze des Verwaltungsrats war Luzi Bärtsch.

Eduard Rikli, Präsident des Verwaltungsrats der Repower seit 2010
Eduard Rikli

Rikli beerbte bei seinem Eintritt in den Verwaltungsrat der Repower als Präsident die Kohlekraftwerke Brunsbüttel und Saline Joniche. Er verteidigte jedes dieser Projekte in der Öffentlichkeit unverdrossen als „gutes Projekt“, besonders mit dem Argument, neue Kohlekraftwerke seinen besser als alte und mit der Aussage es brauche noch eine Generation „konventioneller“ Kraftwerke.

Sogar noch nach der Annahme der Volksinitiative «Ja zu sauberem Strom ohne Kohlekraft» in Graubünden am 22. September 2013 äusserte er sich ausweichend darüber, ob dem Volkswillen zu entsprechen sei oder ob das Projekt in Saline Joniche fortgesetzt werden solle — das andere Kohlekraftwerk-Projekt in Brunsbüttel war schon 2012 gescheitert. Unter Riklis oberster Leitung liess sich die Repower nur durch praktisch unwidersetzlichen äusseren Zwang — eine Anordnung der Regierung („Eigentümerstrategie“) —schliesslich dazu bewegen, den Ausstieg aus dem Projekt Kohlekraftwerk Saline Joniche anzukündigen, der noch vor dem Ende des Jahres 2015 erfolgen sollte aber auch jetzt, im Januar 2016, nicht umgesetzt ist.

Rikli präsentierte 2010 Repowers Plan für 2,1 bis 2,7 Milliarden Investitionen basierend auf einer überbordenden Projektpipeline mit je zwei Kohle-, Gas- und Pumpspeicherkraftwerken. Diese gescheiterten Projekte allein verursachten einen Verlust von 128 Millionen Franken.

Während seiner Zeit als Präsident des Verwaltungsrats der Repower war und ist Kurt Bobst CEO der Gesellschaft. Unter Bobst und Rikli erlitt die Repower einen sehr ausgeprägten Niedergang, sowohl betreffend Gewinn, Aktienkurs, Kreditrating und Wertberichtigungen für neue Kraftwerke, besonders wegen gescheiterter Projekte. Die gesamten Wertberichtigungen der Repower betrugen von 2008 und 2015 mindestens 336 Millionen Franken, bei einem im Juni 2015 verbleibenden Eigenkapital von 631 Millionen. Vgl. dazu den Artikel Repowers Krise ist selbstverschuldet.

Rikli lehnt wie Bobst Subventionen für Wind- und Sonnenenergieanlagen ab, begrüsst aber Subventionen für Gaskraftwerke — explizit tat er es für das zwischenzeitlich verkaufte Projekt der Repower in Leverkusen — und für Wasserkraftwerke. Mit dem „Ziel, vermehrt an den staatlich bereitgestellten Fördermitteln partizipieren zu können“, will Repower hundert Millionen Franken ihrer knappen flüssigen Mittel in den Umbau bestehender Wasserkraftwerke investieren.

Unter Rikli trieb Repower viel Aufwand, um ein sogenanntes Quotenmodell politisch beliebt zu machen, bei dem die Stromverbraucher nicht nur für den Ausbau von neuer erneuerbarer Energie bezahlen müssten. Die Stromkonsumenten wären bei diesem Fördermodell gezwungen, gleichermassen auch für schon bestehende Kraftwerke wie Wasserkraftwerke zu bezahlen.

Rikli nahm keine nennenswerten Veränderungen in der Geschäftsleitung vor. (Der Jurist Stefan Kessler ersetzte den fristlos abgegangenen Ökonomen Martin Gredig als CFO. Alfred Janka ersetzte Rino Caduff als Leiter des Geschäftsbereichs Schweiz. Janka konnte jedoch, angeblich wegen „Effizienzsteigerungsmassnahmen“, nur kurze Zeit in der Geschäftsleitung verbleiben.)

Rikli stellte sich ungeachtet der Skandale, welche die Repower verursachte, und der äusserst zweifelhaften Methoden, welche die Repower anwendete, stets hinter die Geschäftsleitung. Statt das vielfältige, offenkundige Fehlverhalten der Konzernleitung zu rügen, fordert Rikli allenfalls die Verbesserung der Unternehmenskommunikation, wenn Kritik an der Repower trotz der allzuoft zahmen Bündner Medien unüberhörbar ist. Rikli bestritt auch beharrlich die verschiedenen Probleme und Berührungspunkte der Repower mit der Mafia in Kalabrien, dabei eindeutigen Aussagen und Dokumenten der italienischen Behörden widersprechend, einschliesslich der Aussage, die Repower habe mit den lokalen Clans die Zustimmung zum Bau des Kohlekraftwerks vereinbart.

Während Riklis Amtszeit blieb trotz massiver Kritik und einer verlorenen Abstimmung auch die Strategie der Repower lange unverändert („Das Ergebnis ändert nichts an der strategischen Ausrichtung von Repower“) — abgesehen davon, dass die definierte Strategie scheiterte und nicht umgesetzt werden konnte und wegen der nun prekären Lage der Repower auch nicht umgesetzt werden könnte. Die kürzlich bekannt gemachte neue Strategie wäre eine eigentliche Kehrtwende — sofern sie nicht nur Werbezwecken dient, sondern auch umgesetzt wird. Nachdem Repower lange wie wild in die fossile Stromproduktion einsteigen und zu den bestehenden auch an neuen AKW-Beteiligungen interessiert war, will das Bündner Energieunternehmen 100% ihres Stroms aus erneuerbarer Energie produzieren, die AKW-Beteiligung abstossen und zum führenden Energiedienstleister der Schweiz und Italiens werden.

Rikli scheint ein Flair für Positionen in Konzernen zu haben, die einen bemerkenswerten Niedergang durchmachen (Sulzer, Mikron, nun Repower), mithin den „Boden erreichen“ (Rikli). Er ist in verschiedenen Verwaltungsräten, Stiftungsräten und Vorständen aktiv, oft als Präsident oder Vize. Eine Liste bedeutender Positionen ist unten wiedergegeben.

Eduard Rikli stammt aus Wangen an der Aare und wohnt in Zürich. Er ist Maschineningenieur mit Diplomabschluss an der ETH Zürich und Promotion. Spätestens seit seiner Zeit bei Mikron ist Eduard Rikli gut bekannt mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann.

An den Generalversammlungen 2014 und 2015 legte der Autor Rikli den Rücktritt als Präsident des Verwaltungsrats nahe. Das nach der Aktienkapitalerhöhung erweiterte Konsortium von Grossaktionären schlägt Rikli nun nicht mehr zur Wiederwahl vor.

Adresse:
Repower AG
z. Hd. Eduard Rikli
Präsident des Verwaltungsrats
Via da Clalt 307
7742 Poschiavo

Eduard Rikli
Hofwiesenstrasse 30
8057 Zürich

Zusammengestellt von Peter Vogelsanger, Oktober 2015.
Jüngste Ergänzung: 6. Juni 2016.

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Anhang, Stationen von Eduard Rikli

Rikli ist ausser bei Repower in diesen Firmen in führender Position und in diesen Räten und Vorständen vertreten:

  • Brütsch/Rüegger Holding AG, VR-Präsident, seit Oktober 2009
    Delta JS AG, VR-Mitglied, seit Sept. 2002
  • Hatebur Umformmaschinen AG, VR-Mitglied, seit Mai 2010
  • Mikron Holding AG, seit Dez. 2003, VR-Vizepräsident, seit Juni 2010
  • Nova Werke Ltd, VR-Mitglied, seit Aug. 2012
  • Bioengineering AG*, VR-Mitglied, seit Okt. 2012
  • Technopark Zürich, Stiftung, SR-Mitglied, seit Sep. 2007
  • Stiftung zur Förderung der Forschung und Ausbildung in
  • Unternehmenswissenschaften an der ETH Zürich, SR-Präsident, seit Feb. 2013
  • Stiftung zur Förderung der Departemente Technik sowie Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen der ZHAW, SR-Vizepräsident, seit Apr. 2002
  • Swiss Science Center Technorama, SR-Vizepräsident, seit Jan. 2008
  • Streikversicherungs-Genossenschaft der Maschinenindustrie, Mitglied, seit Mai 2010
  • Arbeitgeberverband der Schweizer Maschinenindustrie, Mitglied, seit Mai 2010
  • Swissmem Zürich, Vorstandsmitglied
  • Technopark Zürich, Mitglied Stiftungsrat
  • Technorama Winterthur, Mitglied Stiftungsrat
  • Industrial Advisory Board der Eidgenössischen Technischen
  • Hochschule Zürich, Departement für Maschinenbau, Vorsitzender
  • ETH Zürich, Ehrenrat seit 2012

* Bioengineering: 1992 und 1993 wurden, vermutlich durch den israelischen Geheimdienst Mossad, verschiedene Sprengstoffanschläge auf die Bioengineering in Wald ZH verübt. In einem der Attentate wurden Bio-Fermenter gesprengt, weil Bioengineering angeblich solche Anlagen für die Produktion biologischer Waffen in den Iran lieferte oder solche Lieferungen beabsichtigte. Felix Vontobel, der stellvertretende CEO der Repower, war früher ebenfalls bei bei Bioengineering tätig gewesen. Vontobel hatte seine Anstellung bei Bioengineering 5 Jahre vor den Sprengstoffanschlägen aufgegeben.

Wichtige frühere Stellungen und Mitgliedschaften Eduard Riklis sind:

  • Sulzer Gruppe, diverse Positionen, darunter in Geschäftsleitung und Verwaltungsrat von Gruppenunternehmen und der Konzernleitung, bis 2010. U. a. Turbo (Produktbereichsleiter, 1990–95), Mitglied der Konzernleitung (1996–2003), Leiter Konzernentwicklung (1996–1998), Roteq (1998–2000), Services and Equipment (Leiter , 2000–2001), Metco (Leiter, 2001 – 2003)
  • Mikron Gruppe, diverse leitende Positionen in Gruppengesellschaften und Konzern, darunter CEO der Gruppe (2004–2009), danach Holding Verwaltungsrat und VR-Präsident bis 2011 (weiterhin VR-Vizepräsident der Mikron Holding AG).
  • Namco, New Automatic Machine Company SA, VR-Präsident, ab Juni 2009
  • Plasmainvent AG, VR-Präsident, ab Juni 2004
  • SLS Techno Trans AG, VR-Mitglied, ab Dez. 2002
  • Swissmem, Mitglied Vorstand, Handelsregistereinträge ab 2001, bis April 2010

Die unerfreuliche Seite der Schweizer Energiewirtschaft ist der Repower gewidmet.