Auschnitt Axpo Homepage mit Fuchs und: Natürlich grüner Strom

Axpo verkauft Gaskraftwerke in Italien (doch) nicht

Im Frühjahr 2015 wollte die Axpo ihre Gaskraftwerke in Italien mit einer Kapazität von fast 1,8 Gigawatt verkaufen. Daraus wurde nichts. Die Produktion von Strom aus fossiler Energie bleibt ein wesentlicher Teil des Konzerngeschäfts. 


«Die Gaskraftwerke (inkl. Beteiligungen in Italien) sind nach wie vor im Portfolio von Axpo und bleiben dort» (Axpo auf Anfrage)


Das Unternehmen besitzt ein Gaskraftwerk in Kalabrien und wesentliche Beteiligungen an zwei weiteren Kraftwerken in Kampanien bzw. in der Emilia-Romagna. Zusammen haben diese Anlagen mehr als die 1,5-fache Leistung des Atomkraftwerks Gösgen.

Gaskraftwerke in Italien laufen wieder häufig

Zwischen dem 1. Oktober 2015 und dem 31. September 2016 produzierten die Gaskraftwerke des Unternehmens 6,9 Terawattstunden Strom und rund 2,7 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Dies entspricht etwa 7% der CO2-Emissionen in der Schweiz. Gemittelt wiesen die Kraftwerke rund 3900 Volllastbetriebsstunden auf. Der Konzern produzierte 20 Prozent seines Stroms in Gaskraftwerken.

Stromproduktion der Axpo nach Produktionskategorien 2015-16
Ein erheblicher Anteil des produzierten Stroms stammt aus Gaskraftwerken in Italien. | Stromproduktion der Axpo nach Produktionskategorien von Oktober 2015 bis September 2016. Zahlen Axpo. Eigene Graphik.

Im Berichtsjahr zuvor war die Produktion mit 6,2 Terawattstunden ähnlich hoch gewesen. Noch eine Jahresperiode früher hatte sie dagegen bei vergleichsweise bescheidenen 3,6 TWh gelegen. Die Produktion gibt zwar nur einen Hinweis auf den Wert der Kraftwerke. Dennoch lässt sich vermuten, dass im Frühjahr 2015 die Perspektive für einen Verkauf des Gaskraftwerkportfolios günstig hätte sein sollen.

Die Angebote stimmten nicht

Die Angebote für ihre Gaskraftwerke scheinen dem Konzern jedoch nicht genügt zu haben. Informanten von Reuters sollen den Wert des Portfolios auf zwischen 200 und 350 Millionen Euro geschätzt haben. Das Nordostschweizer Energieunternehmen dürfte beim Bau der Kraftwerke, die zwischen 2007 und 2010 den Betrieb aufnahmen, um 1,5 Milliarden Euro investiert haben.

Alpiq löste für ein jüngeres Gaskraftwerk in Bayet, Frankreich, im Dezember 2015 gerade noch 110’000 Euro pro Megawatt. Die oberste Schätzung für Axpos Gaskraftwerke, 350 Millionen, hätte vergleichsweise grosszügigen 200’000 Euro pro MW entsprochen — wären im Vergleich zum Deal der Alpiq also sogar ein gutes Angebot gewesen.

Spärliche Information der Axpo

Im April des vergangenen Jahres hatte Reuters berichtet, die fossil-thermischen Kraftwerke der Axpo stünden zum Verkauf. Die Nachrichtenagentur stützte sich dabei auf zwei nicht genannte Quellen. Gemäss dem Artikel wollte sich das Energieunternehmen damals nicht zur Verkaufsabsicht äussern.

Auschnitt aus Axpo Homepage mit Fuchs. Natürlich grüner Strom
«Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her!» Die Gaskraftwerke bleiben Teil von Axpos Kraftwerkspark. | Selbstdartellung der Axpo mit als schlau geltendem Tier.

Auch über die Aufgabe der Verkaufsabsicht informierte der Schweizer Stromkonzern nicht proaktiv. Er bleibt der Stromproduktion aus Erdgas treu — aber spricht nur ungern darüber.

Natürlich grüner Strom. Aus fossiler Energie?

Lieber spricht der zweitgrösste Schweizer Stromkonzern über Nachhaltigkeit und eine CO2-freie Stromproduktion und macht entsprechend Werbung. Auf der Homepage des Konzernbereichs Schweiz heisst es prominent: «Natürlich grüner Strom», und: «Axpo ist die grösste Schweizer Produzentin von erneuerbaren Energien. Ob heimische Wasserkraft, Biomasse oder Windenergie an den besten Standorten Europas – bei uns hat die nachhaltige Energiezukunft schon begonnen.» 1

«Dreckiger Strom aus dem Ausland»

«Der Stromkonzern Axpo verlangt eine neue CO2-Abgabe auf fossil erzeugten und damit dreckigen Strom aus dem Ausland», schrieb die Aargauer Zeitung über einen Vorschlag des Axpo CEO Andrew Walo. Eine CO2-Abgabe soll die Strompreise anheben und Investitionen in die einheimische saubere Stromproduktion bewirken.

Was der Geschäftsleiter des Nordostschweizer Energiekonzerns nicht sagte: Ein höheres Strompreisniveau würde auch Schweizer Atomkraftwerke wieder rentabler machen — sofern die hiesigen Stromkonsumenten den AKW-Strom kaufen. Oder besser: wenn sie AKW-Strom kaufen müssten. Letzteres, einen vorgeschriebenen «Strommix mit einem Anteil Inlandproduktion» als «Subvention» für die Schweizer Atomkraft, hat Alt-Bundesrat Christoph Blocher kürzlich vorgeschlagen.

Axpo besitzt etwa das Doppelte an Schweizer AKW-Kapazität wie das diesbezüglich zweitgrösste Unternehmen (Alpiq).


Quellen für Zahlen: Geschäftsberichte, Nachhaltigkeitsberichte, zusätzliche Auskünfte der Axpo und eigene Berechnungen.

Titelbild: Ausschnitt der Konzern-Homepage, Länderwahl Schweiz, gesichtet am 21. März 2017.


Anmerkung

In einer Broschüre der Axpo über das AKW Beznau heisst es unter dem Titel «Strom für die Schweiz»:

« Axpo verfügt über einen klimafreundlichen Kraftwerkspark mit einer weitgehend CO2-freien Stromproduktion. Kernkraftwerke, Wasserkraftwerke an Fliessgewässern sowie Biomassekraftwerke decken die Grundlast der Stromversorgung. Hochdruckspeicherkraftwerke mit ihren Stauseen dienen dem Ausgleich von Verbrauchsschwankungen und -spitzen. Dieser Kraftwerkspark ist optimal auf die Bedürfnisse einer sicheren und wirtschaftlichen Stromproduktion ausgerichtet. »

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