Es ist jedoch fraglich, ob Repower mit dem eventuellen Verkauf des Italiengeschäfts Cash generieren könnte.

Kann Repower das Italiengeschäft halten?

Repowers Entwicklung ist in Italien stark rückläufig. Alle Ertragskennzahlen waren in der ersten Jahreshälfte 2015 tiefrot. Um den Konzern durchzubringen oder sogar in seiner Notlage neu auszurichten, wird Repower verkaufen müssen, was Repower verkaufen kann — und was der Kanton Graubünden zur Veräusserung zulässt. Dazu könnte das aufwändig aufgebaute Italiengeschäft des Bündner Energieunternehmens gehören. Allerdings ist zweifelhaft, ob sich mit der Veräusserung des Geschäftsbereichs Cash generieren lässt. 

Leserbrief

LB-Italiengeschaeft-2014-08-12-Auschnitt-2-frameLeserbrief.  Erschienen am
12. August 2014 in der Südostschweiz. Eigene Hervorhebung. Ausschnitte. 

 

 

 

 

 

 

 

In einem Leserbrief mit dem Titel ‚Repower: Refinanzierung in Euro erstaunt‘ stellte eine Finanzierungsexpertin am 12. August 2014 die Zukunft des Italiengeschäfts des Bündner Energieunternehmens in Frage. Die Autorin, eine promovierte Ökonomin, belegt ihre Aussagen mittels überprüfbarer (und von mir überprüfter) Zahlen des Geschäftsberichts 2013:

  • Der operative Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) war in Italien mit 3% des Umsatzes bereits 2013 viel zu gering, weit unterhalb des langfristigen Ziels von 8,3% und auch viel tiefer als die entsprechenden Ergebnisse von z. B. BKW oder Axpo.
  • Es gab in Italien nicht wertberichtigte Forderungen von 30 Millionen, die seit über einem Jahr überfällig waren.
  • Das operative Ergebnis war 2013 „in Italien so tiefrot wie in der Schweiz.“

An Cash dürfte kaum etwas aus Mailand nach Poschiavo geflossen sein, mutmasst die Ökonomin, und sie wundert sich, „für welche Auslandsinvestitionen […] der Verwaltungsrat der Repower eine Neuverschuldung über 80 Millionen Euro in Form von langfristig gebundenen Mitteln genehmigen konnte.“


Kräftig noch in der Werbung. | Spot  von Repower Italien.

Unterdessen liegen neuere Zahlen vor, für 2014 und das erste Semester 2015. Selbst wenn die erneut beträchtlichen und insgesamt erschreckenden Wertberichtigungen ausgeklammert werden, ist es nicht übertrieben, den Halbjahresabschluss 2015 als katastrophal zu bezeichnen. Dies gilt für den ganzen Konzern, sollte den Verwaltungsrat beunruhigen und eigentlich sollten grosse und auch personelle Veränderungen erwartet werden. Das Ergebnis des 1. Halbjahrs 2015 ist in Italien im Vergleich zur Vorjahresperiode ausgesprochen schlecht:

  • Der Umsatz aus Energieabsatz ging bei Repower Italien besonders stark zurück, um 216 Millionen Franken (-28%).
  • Das Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern (EBIT) ging im Italiengeschäft von plus 21,8 Millionen auf minus 23,4 Millionen Franken zurück, verschlechterte sich also um 45 Millionen (6 Monate).
  • Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des Segments Italien wird von Repower nicht ausgewiesen, war aber also zweifellos nur knapp positiv, denn es wurden rund 23 Millionen an Wertberichtigungen vorgenommen, also etwa gleich viel wie das operative Ergebnis nach Abschreibungen negativ war.
  • Die Zahl der Agenten unter Mandat („Verkaufsberater“) ging um 16% zurück.
  • Die Auslastung des Gaskraftwerks in Teverola war 2014 schon sehr gering und wurde gegenüber dem 1. Halbjahr 2014 nochmals halbiert. Hochgerechnet aus der Stromproduktion wies Teverola in der ersten Jahreshälfte 2015 weniger als 9% Auslastung aus. Der Anteil der Stromproduktion aus Erdgas nahm laufend ab, lag im 1. HJ 2015 bei 15%, gegenüber rund 22% im ganzen 2014 und 30% im 1. Halbjahr 2014.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen dürfte es schwierig werden, aus einer allfälligen Veräusserung der mit viel Aufwand aufgebauten Repower Italien flüssige Mittel zu generieren. Bleiben die Strompreise tief, kann die Repower mit dem Verkauf von Strom aus eigener Produktion in Italien nicht genug Gewinn erwirtschaften. Steigt der Strompreis, wird es sehr schwierig, das Handelsgeschäft rentabel zu betreiben. Es ist darum gut möglich, dass Repower Italien die Talsohle noch nicht erreicht hat.

An der Generalversammlung 2015 auf die Schwierigkeiten des Italiengeschäfts und den Leserbrief, angesprochen, erklärte der Verwaltungsratspräsident Eduard Rikli jedoch, die Firmenleitung in Italien habe „sehr gute Fortschritte erreicht“, das Italien-Segment sei „ein sehr gutes Geschäft“, es sei „sehr innovativ und profitabel.“ Rikli, so schien es, war weit davon entfernt, Repowers Italiengeschäft in Frage zu stellen oder wenigstens kritisch zu prüfen. Das war Ende April 2015 gewesen. Wenige Monate danach legte Repower den Halbjahresabschluss vor, der auch nach aussen offen legt, wie es um Repower Italien wirklich steht.

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